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Pfarrer Karl-Heinz Beichert ist am 9.11.1919 in Dorn-Dürkheim (Filialgemeinde von Dittelsheim
-Heßloch) geboren, hier liegen seine Wurzeln, hier wohnen bis heute seine Schwester, und hier hat er noch immer zahlreiche Bekannte. Der Weg ins
Priesteramt war ihm nicht vorgezeichnet, eher schien sich sein Leben zunächst in eine ganz entgegengesetzte Richtung zu entwickeln: Reichsarbeitsdienst.
1938 Eintritt in die Wehrmacht, Offizierslaufbahn, Weltkrieg. 1945 aus den Ruinenfeldern von Berlin in russische Gefangenschaft. Erst dort, nun beinahe
30- jährig, entschloss sich Karl-Heinz Beichert zum Priesterberuf. 1948 konnte er endlich mit dem Theologiestudium in Mainz später in München beginnen. Am 27. Februar 1954 empfing er im Mainzer Dom die
Priesterweihe von Bischof Albert Stohr.
Seine Theologische Karriere begann als Kaplan in Mainz Kastel dann in Weisenau. 1959 ernannte Ihn Bischof Hermann Volk zum Priester von St.
Georg in Rüsselsheim, wo er 36 Jahre, weit über das "normale" Rentenalter hinaus ein Stück Nachkriegsgeschichte mitprägte.
Diese Pfarrei wurde zu seiner Lebensaufgabe. In der Arbeiterstadt sah er ganz neue Herausforderungen, die er
mit seiner angenehmen, menschlichen Art meisterte. Nicht mit spektakulären Aktionen, sondern als Seelsorger im eigentlichen Wortsinn, als Ansprechpartner für unzählige Menschen, als Freund und Vertrauter.
1970 wurde Pfarrer Beichert Dekan des Dekanates Rüsselsheim. Dort konnte er mit Freunden die Priestergemeinschaft Prado gründen. 1974 wurde er Sekretär der Konferenz der Dekane im Bistum Mainz.
Wegen seiner besonderen Bemühungen um zeitgemässe priesterliche Lebensformen und Seelsorge, wurde er 1978 zum päpstlichen Ehrenkaplan ernannt und mit dem Titel Monsignore ausgezeichnet.
Einer seiner Freunde, der damalige Arbeitsminister Norbert Blüm zitierte beim Priesterjubiläum aus dem
"kleinen Prinzen": "Der Mensch sieht nur mit dem Herzen gut." Beichert könne sehr gut sehen, sei ein
herzensguter Mensch und eine "Predigt ohne Worte". Wenn man ihn auf seine lange Zeit als Priester anspricht,
nutzt er die Gelegenheit, ausführlich über den Stellenwert des Glaubens zu referieren, darüber, wie wichtig gerade in einer Zeit, in der sich die Kirche dem Wettbewerb mit vielen anderen Überzeugungen und Meinungen
stellen muß, eine offene und lebendige Kirche ist. Zuhören können und Werte vermitteln, die vielleicht auch konträr zum Zeitgeist sind, das sei das Eigentliche, was Kirche heute leisten müsse.
Sein Platz ist in der Kirche und draußen bei den Menschen. Die von ihm begründeten Sommerzeltlager von St. Georg wirken fort und viele Initiativen und Gruppen die er
zum Teil mitbegründet und über Jahre hinweg begleitet hat. Msgr. Beichert wurde 1990 für sein Engagement im sozialen Bereich und für seine Arbeit mit den Arbeitern in
der Opelstadt Rüsselsheim mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. 1995 nach der Pensionierung kam auf besonderen Wunsch des Bischofs Lehmann in seine Heimat zurück und
zog in das verwaiste Hesslocher Pfarrhaus ein. Hier erwarteten den aktiven "Ruheständler" ganz neue Aufgaben. Seit dem ist es Ihm vergönnt seine
priesterliche Tätigkeit mit großem Erfolg fortzusetzen. Mit seiner Hilfe konnte zu seinem 80 Geburtstag das neue
Pfarrzentrum St. Sebastian eingeweiht werden. Er wünschte sich keine persönlichen Geschenke, sondern Stühle
für das Zentrum, das durch ihn mit Leben erfüllt wurde. Trotz seiner Hüftoperation arbeitet er manchmal bis an die Grenzen seiner Kraft. Er feiert Gottesdienste mit der Gemeinde, arbeitet mit den Gruppen, den
Kommunionkindern und den Firmlingen. Er besucht kranke Menschen und begleitet Sterbende. Wenn er in anderen Gemeinden aushelfen kann, dann erledigt er es gerne.
Er wurde zum Ehrenbürger von Dorn-Dürkheim und Dittelsheim-Hessloch ernannt. Pfarrer Beichert verstarb am 23. Februar 2008 in Mainz.
Ansprache von Generalvikar Giebelmann anlässlich des Requiems für Msgr. Pfarrer Beichert am 29.2.2008
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